Grand Tour

Vielleicht das am meisten unterschätzte Problem unserer Zeit: Wie sichern wir Teilhabe, Fürsorge und Zusammenhalt in einer älter werdenden Gesellschaft mit veränderten familiären Strukturen? Engagierte Städte zeigen, wie es geht. Familie und Generationen Görlitz sieht sein starkes Bürger-Netzwerk als harten Standortfaktor „Wir müssen uns als Stadt ohnehin anders positionieren.“ Sebastian Kubasch freut sich nicht über den drohenden Arbeitsplatzabbau in seiner Stadt. Den Optimismus für die Zukunft von Görlitz lässt er sich davon aber nicht nehmen. Und das hat viel mit einer starken Zivilgesellschaft zu tun. 2017 kündigte Siemens an, im Görlitzer Werk den Rotstift anzusetzen. Die Schließung ist zwar wieder vom Tisch, aber etliche Stellen werden wohl gestrichen. Zeitgleich verkündete der Schienenfahrzeugbauer Bombardier Stellenkürzungen. Die Schlagzeilen zeichneten das Bild einer abgehängten Stadt. Kubasch hält dagegen. „Das wird“, ist sich der Leiter des Sachgebiets Jugend und Soziales bei der Görlitzer Stadtverwaltung sicher. Die Zuversicht speist sich nicht zuletzt aus einem starken Bürgerengagement. „Wer die Kraft einer Stadt nur an wirtschaftlichen Kennzahlen misst, springt zu kurz“, sagt Kubasch. Die Worte gehen mit Taten einher. Seit 2014 trägt Görlitz das Prädikat „Familien- gerechte Kommune“, was für die Görlitzerinnen und Görlitzer keine Auszeich- nung, sondern eine fortlaufende Weiterentwicklung bedeutet. Im Zentrum steht der Verein „Görlitz für Familie“, bei dem viele Fäden zusammenlaufen und der ein Netzwerk aus gemeinnützigen Organisationen, Verwaltung und örtlicher Wirtschaft koordiniert. Auch das Programm Engagierte Stadt ist hier angesiedelt. Es gibt ein Familienbüro als feste Anlaufstelle, Elternwerkstätten, kostenlose Elternbriefe, ein Schutzinselprojekt und vieles mehr. Für all dies braucht es Enga- gierte. Sie zu verbinden, ist ein Kernanliegen der Engagierten Stadt. ImRahmen des Programms entstanden eine Engagementbörse, ein Engagierte Stadt-Camp Von der Industrie- zur Familienstadt: Geht das auf? Sebastian Kubasch Stadt Görlitz Görlitz 10 | Familie und Generationen