Grand Tour

Demokratie und Beteiligung Im sächsischen Zwickau machen Bürgerinnen und Bürger immer wieder mobil gegen Rechtsausleger und Fremdenhass. Aus dem kreativen Protest entwickeln die Engagierten nun dauerhafte Beteiligungsformate und gestalten ihre Stadt mit. Mehrere Hundert Menschen versammelten sich am 30. April 2018 zu einer Kundgebung der AfD in Zwickau. Mit dem Thüringer Landeschef Björn Höcke und André Poggenburg aus Sachsen-Anhalt traten zwei der umstrittens- ten Figuren der Partei auf und wetterten gegen die etablierten Parteien, Migrantinnen und Migranten sowie „die Medien“. „Besorgte Bürgerinnen und Bürger“ schwenkten Fahnen, und Plakate verkündeten den Untergang des Abendlandes. Doch: Was wie einer der vielen Frontberichte aus Dunkeldeutschland klingt, ist nicht einmal die halbe Wahrheit über eine Stadt, die sich gerade neu erfindet. Am besten kann davon Susanne Hartzsch-Trauer erzählen, die Koordinatorin der Engagierten Stadt in Zwickau. Mit ihrem kastanienbraunen Bob ist sie stadtweit bekannt, vor allem als Initiatorin des runden Tisches „Engagiert für Zwickau!“ und unermüdliche Vernetzerin der Zwickauer Stadtgesellschaft. Gemeinsam ist es den Engagierten gelungen, eine Kehrtwende einzuläuten. Wo vor einigen Jahren noch Pessimismus angesichts rechter Umtriebe herrschte, spürt man nun Aufbruchstimmung und Stolz auf die eigene Stadt. „Gestern Abend haben wir bis spät abends an der Engagementstrategie für die Stadt gearbeitet. Heute ist dann die Ausstellungseröffnung einer syrischen Künstlerin und danach will noch das Bürgerpicknick organisiert sein“, berichtet Susanne Hartzsch-Trauer in beeindruckendem Tempo. Was nach lebendigem Chaos klingt, sind in Wirklichkeit die Früchte einer sehr systematischen Netzwerkarbeit, die Susanne Hartzsch-Trauer seit Jahren leistet: sei es im Rahmen des örtlichen Mehrgenerationenhauses, des Programms Engagierte Stadt oder auch des „Bündnis für Demokratie und Toleranz der Zwickauer Region“. Susanne Hartzsch-Trauer bringt es auf eine einfache Formel: „Es hat ein Prozess begonnen, bei dem die Räder in der Stadt ineinandergreifen. So leicht lassen wir uns nicht mehr stoppen!“ Vom Guerilla-Protest zur Beteiligung Susanne Hartzsch-Trauer Bürgerschaftliches Engagement ist stets auch ein politischer Akt. Wer aktiv mitgestaltet, prägt und sichert Demokratie. Wie möglichst viele Menschen in einer Bürgerkommune ihren Platz und ihre Verantwortung finden, zeigt sich in einer Engagierten Stadt besonders deutlich. Frank Gerhold Zwickau 18 | Demokratie und Beteiligung

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