Grand Tour

Integration Zweiter Weltkrieg, sozialistische Stadtplanung und Globalisierung haben Forst stark zugesetzt. Trotzdem ist in der schrumpfenden Stadt eine bunte Bürgergesellschaft gewachsen. Sie hat ein Klima geschaffen, in dem sich jeder willkommen fühlt – der Weg dorthin war ein Picknick. Manchmal muss man auf Abstand gehen, um einem Ort näherzukom- men. In Forst beträgt dieser Abstand 30 Meter. Nimmt man die Stufen auf den Kirchturm von St. Nikolai breitet sich die Lausitzer Kleinstadt aus. Es ist eine einzigartige Mischung aus Altbauten, Plattenbau-Wohn- riegeln, verwaisten Fabrikgebäuden und grün überwucherten Brachen mitten im Stadtzentrum. Wer wissen will, was „Strukturwandel“ bedeutet, ist in Forst genau richtig. Um die Kirche herum laufen die Vorbereitungen für das Stadtpicknick auf Hochtouren. So ganz will das Wetter nicht mitspielen. Es nieselt und weht, als die Freiwilligen rund um die Stadtkirche Tische und Bierbänke aufbauen. Kathleen Hubrich, Stadtteilmanagerin für die Stadt Forst, ist jetzt im Stress, muss jede Menge Fragen beantworten, hier noch eine Kabeltrommel organisieren, dort noch aushelfen. Auf den Wiesen rundhe- rum bereitet der Schulhort das Tauziehen vor und der Sportverein spannt eine Slackline. Man kann sich hier ausbreiten. Wenn es etwas gibt in Forst, dann ist es Platz. Bereits im vierten Jahr demonstrieren hier die Forsterin- nen und Forster im Mai, dass sie in einer bunten und lebendigen Stadt leben, die niemanden ausgrenzt. Als Pfarrer Christoph Lange das Interkul- turelle Stadtpicknick eröffnet, ist er bereits von etwa 150 Menschen umringt, darunter Hortkinder ebenso wie Rentner, Lausitzer genauso wie Afghanen. Und wie auf Bestellung reißt nun auch der Himmel über der Lausitz auf. Gekommen, um zu bleiben Das Programm Engagierte Stadt startete im Jahr 2015 – genau in dem Moment, als die Zivilge- sellschaft mit der Aufnahme geflüchteter Menschen bundesweit eine Glanzleistung vollbrachte. Inzwischen haben sich die Herausforderungen vor Ort geändert. Gelingt Integration leichter in einer vernetzten Engagementlandschaft? Unsere Reise durch Engagierte Städte liefert Hinweise. Fotos: Marc Beckmann Forst 28 | Integration

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