Grand Tour

Jochen Beuckers, Vorsitzender des Vereins „Perspektiven für das Leben e. V.“ und Koordinator für die Engagierte Stadt Königswinter bei Bonn Bürgertreff im Supermarkt Der demografische Wandel ist ein wichtiges Thema für Ihre Arbeit in der Engagierten Stadt Königswinter. Sind sich die Bürgerinnen und Bürger der konkreten Herausforderungen bewusst, die sich hinter dem doch recht abstrakten Begriff verbergen? Durchaus. Wir haben in Bürgerwerkstätten gefragt, was die Menschen bewegt, wenn sie über die Zukunft der Stadt nachdenken. Da kristallisierten sich drei Themen heraus: Wie integrieren wir neue Bürgerinnen und Bürger in die Stadt- gesellschaft? Wie organisieren wir aktive Nachbarschaften? Und wie gestalten wir die Teilhabe einer zunehmenden Zahl älterer Menschen? Drei Themen also, die unmittelbar mit der demografischen Entwicklung zu tun haben. Dazu haben wir rund 200 Vorschläge erhalten. Was geschieht mit solchen Impulsen aus der Bürgerschaft? Die werden zunächst in weiteren Treffen ausgewertet und diskutiert, woraus sich immer wieder Projektideen entwickeln, die dann schrittweise umgesetzt werden. So haben wir beispielsweise ein Engagementangebot für junge Menschen geschaffen, die gerade jetzt – zwischen ihrem Schulabschluss und der Berufsausbildung – ein paar Wochen Zeit haben. Ihnen bieten wir an, sich in Teams für diesen begrenzten Zeitraum in sozialen Projekten zu engagieren. Entstehen auch Kooperationen jenseits des klassischen Bürgerengagements? Besonders glücklich sind wir derzeit über die neue Zusammenarbeit mit einem großen Lebensmittelmarkt. Direkt im Eingangsbereich eines hiesigen REWE-Marktes konnten wir eine Engagementecke einrichten. Dort steht jetzt ein Sofa, umgeben von unseren Engagementangeboten und vielfältigen Informationen. Vor allem ist diese Ecke ein Ort der Kom- munikation, in der sich auch Vereine regelmäßig vorstellen. Senioren begegnen sich hier vor und nach dem Einkaufen ganz ungezwungen. Ein schönes Beispiel für ein unkompliziertes Einbinden der heimischen Wirtschaft in die Engagierte Stadt ... Genau so sehen wir das. Der Unternehmer zeigt, dass er in der Bürgergesellschaft eine Rolle spielt, die über die Versor- gung der Menschen mit Lebensmitteln hinausgeht. Und wir erreichen die Menschen dort, wo sie sich ohnehin aufhalten. Wenn sich dieses Modell bewährt, würden wir es gerne ausweiten. Um Stätten der Kommunikation zu schaffen, muss man nicht unbedingt Begegnungszentren bauen. Haben Sie den Eindruck, dass diese Haltung zu neuen Kooperationen weitere Kreise zieht? Zumindest arbeiten wir daran. Alle Städte, die in NRW am Programm Engagierte Stadt teilnehmen, haben sich zusammen- geschlossen und sind nun gemeinsam Partner der Landesregierung bei der Entwicklung einer Engagementstrategie für Nordrhein-Westfalen. Das ist ein großer Erfolg. Die Engagierte Stadt sitzt in der Steuerungsgruppe und kann die Landes-Engagementstrategie direkt mitgestalten. Klingt ziemlich akademisch. Bringt das etwas für die Engagierten in den Städten und Gemeinden? Das wird man sehen. Zumindest können wir unsere Haltung, dass wir raus müssen aus dem Säulen-Denken, direkt in die Diskussion mit allen wichtigen Akteuren und der Landesregierung einbringen. Wenn das in eine veränderte Sichtweise und in eine neue Förderpolitik des Landes mündet, die dann auch in den Kommunen ankommt, haben wir viel erreicht. Zwischenstopp bei Anna Rozkosny Königswinter Familie und Generationen | 13

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