Grand Tour

Gemeinschaftliche Integrationsarbeit will gelernt sein Besondere Situationen führen zu besonderer Dynamik. Einfach machen, nicht groß nach Zuständigkeiten fragen. Helfen, wo es brennt. Das zeichnet Zivilgesellschaft aus. In der zweiten Jahres- hälfte 2015 war das bundesweit zu beobachten. Täglich flüchte- ten Zehntausende nach Deutschland, und überall legten sie los: die Verwaltungen, die Wohlfahrtsverbände, die Kirchen, die Ver- eine, spontan gegründete Helferkreise. Gut, wenn in so einer Lage jeder weiß, wo er am wirksamsten ist. Das Team der Freiwilligenagentur „Schaffenslust“ im bayerischen Memmingen weiß, was es selbst am besten kann: engagierte Menschen finden, sie auf ihre Aufgabe vorbereiten und sie mit den passenden Organisationen vor Ort verbinden. Intensive Netz- werkarbeit ist dabei das A und O, gerade in hektischen Zeiten. In Memmingen ist beispielsweise die Caritas für die Asyl- und Integrationsberatung zuständig. „Für uns war es entscheidend, das zu akzeptieren, Parallelstrukturen oder gar Konkurrenzen zu vermeiden und ein gutes, unter- stützendes Angebot zu machen“, weiß Isabel Mang, die Leiterin der Memminger Freiwilligenagentur. Dass diese Aufgabenteilung auf Anhieb funktioniert, ist keineswegs selbstverständlich. Auch in Memmingen mussten sich die unterschiedlichen Akteure erst finden. „Man darf auch in schwierigen Situationen nie den Dialog vernachlässigen. Und natürlich macht dabei der Ton die Musik“, erklärt Isabel Mang. „Wir sind drangeblieben, haben ein gutes Qualifizierungsangebot entwickelt, rund 140 Freiwillige für Helferkreise besorgt und diese Helferkreise auch dabei unterstützt, die Engagierten dauerhaft an sich zu binden“, erinnert sie sich. Die mitten in der malerischen Altstadt untergebrachte Agentur hat die Mittel aus dem Programm Engagierte Stadt konsequent dazu genutzt, ein Paket aus Qualifizierungen für Engagierte zu schnüren, von dem alle profi- tieren können, die sich in und um Memmingen mit der Integration von Geflüchteten beschäftigen. Ganze Fort­ bildungsreihen sind so entstanden – mit bis zu zehn Veranstaltungen pro Jahr. „Das wäre ohne die personellen Ressourcen aus der Engagierten Stadt nicht zu bewältigen gewesen“, sagt Isabel Mang. Jetzt geht es darum, die Akteure der Integrationsarbeit im Unterallgäu besser miteinander zu verbinden. Auf einem großen Netzwerktreffen, das die Freiwilligenagentur als Trägerin der Engagierten Stadt Memmingen organisierte, waren sie alle – von der Volkshochschule bis zum Jobcenter. Neue Kooperationen zwischen Trägern von Integrationsangeboten und der Agentur für Arbeit kamen direkt vor Ort zustande. Lohn der guten Arbeit: Als die Stadtverwaltung einen Partner suchte, der das Landesprogramm „Integrations­ lotsen“ der bayerischen Landesregierung vor Ort umsetzt, war die „Schaffenslust“ erste Wahl. Zusammenarbeit zahlt sich eben aus – für die eigene Organisation und fürs große Ganze. Platzhirsch war gestern Flüchtlingshelferinnen und -helfern bei der Arbeit. Schaffenslust Memmingen Integration | 31

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