Grand Tour

Am Rande des Harzes kann man besichtigen, wie Integration beim gemeinsamen Gärt- nern Früchte trägt. Die Wiederbelebung des Allmende-Prinzips ist für die Herzberger schlicht die praktische Umsetzung des Engagierte Stadt-Gedankens. Im Mittelalter hatte jedes Dorf eine Allmende – einen Gemeinschaftsbesitz, den viele nutzen. Wie auch in anderen Orten, geriet auch in Herzberg das Prinzip in Vergessenheit. Der Verein Zukunftswerkstatt Herzberg, der auch Träger der Engagierten Stadt ist, wagte einen Neuanfang der Allmende. Er ließ die Bäume von einem Fachmann bestimmen, ern- tete das Obst und brachte es zur Mosterei. Da auch Geflüchtete mit anpackten, entstand eine besondere Apfelsaft-Edition: Der „Refujuice“, dessen Erlöse in die Flüchtlingsarbeit der Zukunftswerkstatt flossen. Da eine Allmende nicht ohne Nachhaltigkeit funktioniert, haben die Macherinnen und Macher der Engagierten Stadt, allen voran Koordinator Erich Margenburg und die Projektbeauftragte Lena Schaumann, den Spaten angesetzt – direkt am Weinberg, unterhalb des imposanten Fachwerkschlosses. In drei Pflanzaktionen packten 120 Herzber- gerinnen und Herzberger mit an, bereiteten den Boden vor, hoben Löcher aus und setzten 90 Bäume. Mit dabei: eine Klasse des städtischen Gymnasiums, diverse Geflüchtete aus den Deutschkursen, die der Verein anbietet, und andere engagierte Bürgerinnen und Bürger. Der syrische Familienvater, der in seiner Heimat eine Obstplan- tage besessen hat, grub seine Hände ebenso in die Erde wie die 90-Jährige aus dem DRK-Ortsverband. Das Anlegen der Obstwiese war ausdrücklich eine Aktion der Engagierten Stadt Herzberg. „Für uns war dies ein symbolischer Akt, der allen zeigte: In Kooperation ist ganz viel möglich, und gemeinsam kann man Dinge bewe- gen, die alleine nicht möglich wären. Wie dieser Garten muss auch die Zivilgesellschaft der Stadt gepflegt werden, damit sie Früchte trägt“, fasst Lena Schaumann zugleich das Grundprinzip des gemeinschaftlichen Gärtnerns und der Engagierten Stadt zusammen. Bei etlichen „Neubürgern“, wie Geflüchtete in Herzberg genannt werden, bleibt es nicht beim Gärtnern. Sie engagieren sich in ihrer Community. Rehab Babiker aus dem Sudan etwa spricht sehr gut Deutsch und begleitet andere Frauen zu Ärzten und dolmetscht. Inzwischen loten die Herzbergerinnen und Herzberger aus, wie das bürgerschaftliche Potenzial, das sich in der Flüchtlingsarbeit zeigte, nun für die Nachbarschaftshilfe aktiviert werden kann. Mit am runden Tisch saßen neben dem Bürgermeister, dem Sozialdezernent des Kreises und Lena Schaumann auch Rehab Babiker. Integration mit dem grünen Daumen Lena Schaumann Jörg Farys Zukunftswerkstatt Herzberg am Harz Herzberg Integration | 33

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