Rund 30 Muslime und Christen kamen vergangenen Freitag zu der Veranstaltung „Unsere neuen Nachbarn sind Muslime: wie glauben sie?“ Eingeladen hatte „über Zaun und Grenze“, das Netzwerk für ehrenamtliches Engagement in Flüchtlings- und Nachbarschaftshilfen des Landkreises Neustadt a. d. Aisch – Bad Windsheim.
Thomas Kreitschmann, Mitarbeiter des Bundesamtes für Flüchtlinge und Migration, beschäftigt sich bereits seit vielen Jahren intensiv mit dem Islam. Er nahm die Zuhörer mit auf eine Reise durch die Geschichte, Kultur und Theologie des Islams und leitete dann über in den offenen Austausch zwischen anwesenden Muslimen und Christen. Als Religion des göttlichen Gesetzes legt der Islam fünf grundsätzliche Pflichten fest, die alle Muslime einzuhalten haben: Das Glaubensbekenntnis, die fünf täglichen Gebete, die Wohltätigkeit gegenüber Mitmenschen, das Fasten im Ramadan und die Pilgerfahrt nach Mekka. Kreitschmann erläuterte Aussagen des Korans wie z. B. zum Thema „Gewalt“ oder zur Stellung der Frau und dass Dschihad eigentlich nur „die Anstrengungen eines Muslimen auf dem Weg zu Gott“ bedeutete.
In einer Welt, in der die Menschen aufgrund von Bevölkerungsentwicklung, Ressourcenverteilung oder Fluchtbewegungen immer enger zusammenrücken, finden sich schon unter den nächsten Nachbarn eine Vielzahl von Meinungen und religiösen Prägungen. Setzen wir uns damit auseinander, sind wir oft herausgefordert, unser eigenes Welt-, Menschen- und Gottesbild zu überdenken und klar Stellung zu beziehen, so Kreitschmann. „Was glaube ich?“ wird zur grundlegenden Frage. Die persönlichen Antworten, die jeder einzelne aufgrund seiner individuellen Erfahrungen und Überzeugungen darauf findet, bestimmen unser Zusammenleben mit anderen.
Im lebendigen Gespräch miteinander entbrannte anschließend eine Diskussion am Beispiel des schulischen Schwimmunterrichts. Sollten muslimische Kinder davon befreit werden können oder ist in jedem Fall an dieser Schulpflicht festzuhalten? Rasch wurde klar, dass gerade die Unterschiede im gelebten Glauben zu Problemen im täglichen Zusammenleben führen können. Hier müssen konkrete und allgemeingültige Lösungen gefunden werden. Aussagen wie „wir sollten mehr Gleiches suchen als Trennendes“, „jeder hat das Recht auf seine Religion“, „auf den Menschen kommt es an“, „wir sind alle nur Gast auf dieser einen Erde“ spiegelten jedoch die vorherrschende Meinung wieder, dass nicht die Zugehörigkeit zu einer Religion entscheidend ist für ein friedliches Miteinander. Vielmehr sollten wir einander offen und respektvoll begegnen und den Glauben des Gegenübers anerkennen können. Denn im friedlichen Zusammenleben geht ist nicht nur um den Dialog der Religionen, sondern vor allem um den Dialog der Menschen.
Eine Grundschülerin aus Syrien, die mit ihren Eltern Gast des Abends war, drückte es so aus: „Wir mussten fliehen und sind jetzt hier in Deutschland. Hier sind wir sicher und haben viele gute Menschen kennengelernt, die uns helfen. Wir sind dankbar und möchten in Frieden mit allen leben.“