Der Einladung der „Engagierten Stadt Ahrensburg“ zum besonderen Jahresauftakt in das Peter-Rantzau-Haus folgten am 25.1.2017 mehr als 100 interessierte Bürger, Politiker, Vertreter der ansässigen Organisationen und der Wirtschaft. Unter der Leitung von Armin Diedrichsen (Marstall) zeigten Vertreter verschiedener Organisationen auf, mit welchen Herausforderungen „Menschen in schwierigen Lebenslagen“ aktuell in Ahrensburg zu kämpfen haben.
Nina Gülzau vom KINDERHAUS BLAUER ELEFANT berichtete, dass inzwischen ca. jedes 6. Kind in Ahrensburg (d.h. ca. 800 – 900 Kinder) von Armut betroffen ist. Die Konsequenz – diese Kinder sind von Ausgrenzung und Stigmatisierung bedroht. Sie haben weniger Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und schlechtere Bildungschancen. Der SoVD Ortsverband Ahrensburg e.V. verzeichnete im letzten Jahr steigende Mitgliederzahlen und eine Ausweitung seiner Beratungstätigkeit. Für seine Mitglieder hat der Verband fast eine Millionen Euro erstritten, wie Dr. Karl-Heinz Eckert berichtete.
Ahrensburg hat zu wenig bezahlbaren Wohnraum – für Menschen mit kleinem Geldbeutel, aber auch für Normalverdiener. Der Verein Heimat e.V. hat sich zum Ziel gesetzt, benachteiligte Personenkreise durch die Zurverfügungstellung von angemessenem Wohnraum zu unterstützen, wie Jürgen Wahl, Vorsitzender des Vereins erklärte. Migranten kennen die Probleme eine bezahlbare Wohnung und einen Arbeitsplatz zu finden. Die Nichtanerkennung der Ausbildung bzw. eine niedrige Ausbildung führt dazu, dass Migranten eher im niedrig Lohnbereich arbeiten, so Mehmet Aydemir, Leiter Internationale Beratung AWO Ahrensburg e.V.
Der Bedarf an Beratungen ist auch bei BEST – Beratung für Frauen und Mädchen Ahrensburg e.V. ungebrochen. Er reicht von Konflikten in der Familie, Partnerschaft, über generalisierte Ängste und Depressionen, Trauerbewältigung, Essstörungen bis hin zu Gewalt, wie Petra Karge erläuterte. Für Frauen, die sich in einer Notlage befinden, ist schnelle, unbürokratische Hilfe wichtig.
Simon Steinwachs, Stadtortleitung Hölderlin e.V. schilderte wie schwierig die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit psychischen Erkrankungen ist. Der Fall einer jungen Frau, die auf Erwerbsunfähigkeitsrente angewiesen war, aber das Bedürfnis nach einer Beschäftigung hatte und dann eine erfüllende Tätigkeit im Bereich der Flüchtlingshilfe fand, zeigt wie wichtig die Zusammenarbeit verschiedener Stellen ist, um Menschen zu helfen. Mobilitätseinschränkungen können von einem auf den anderen Moment eintreten. Dann braucht man Hilfe und ist auf andere angewiesen. Damit die Mobilität erhalten bleibt gilt es vorzubeugen so Dieter Hoffmann, Berater beim Deutschen Verkehrssicherheitsrat und dem ADAC Hansa.
Damit Menschen künftig schneller den Weg zur Hilfe finden, plant die „Engagierte Stadt Ahrensburg“ – gemeinsam mit zahlreichen ansässigen Organisationen – eine zentrale Anlaufstelle mit dem Namen „BürgerNAH – Navigation durch Ahrensburger Hilfsorganisationen“. Geplante Eröffnung der zentralen, niedrigschwelligen und barrierefreien Anlaufstelle ist im 1. Halbjahr 2017. Diese auf Dauer geplante Anlaufstelle hat drei zentrale Aufgaben: informieren, Engagement fördern und Netzwerkarbeit.
– Information: Wir zeigen Menschen den Weg, wo sie die benötigte Hilfe bekommen können.
– Engagementförderung: Wir zeigen Interessierten auf, welche Möglichkeiten sie in Ahrensburg haben, sich zu engagieren.
– Netzwerk: Wir schaffen Transparenz im sozialen Dienstleistungsangebot der Region indem wir die Organisationen vernetzen gemäß dem Motto: Miteinander statt nebeneinander.
Die o.g. Beispiele zeigen, dass die geplante Anlaufstelle „BürgerNAH“ dazu beitragen kann, dass noch mehr und schneller Menschen in Ahrensburger die notwendige Hilfe und Unterstützung finden. „Damit das Mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden.“ Dazu gehört, das Vertrauen in die Leistungen anderer zu entwickeln, gemeinsam ungewöhnliche Konstellationen zu meistern und miteinander statt nebeneinander zu handeln“, so die Organisatorinnen der „Engagierten Stadt Ahrensburg“, Anne-Rose Sieland und Regine Kersting.