Im ersten Teil unseres Berichts aus Gießen hatten wir unser Konzept und zwei von sechs Arbeitsschwerpunkten vorgestellt:
- Engagement von Unternehmen und lokalen Organisationen und
- Lernwerkstadt, Qualifizierung, Fachtage.
Den Boden bereiten – Engagement im Quartier
In Gießen arbeiten wir mit der städtischen Wohnbaugesellschaft daran, über Mieterräte Beteiligungsmöglichkeiten auszubauen. Mehr und mehr einbeziehen wollen wir, was sich darüber hinaus an Initiativen zur Revitalisierung des Quartierslebens und zur Stärkung von Nachbarschaften entwickelt.
In einigen Wohnvierteln in Gießen engagieren sich die Bewohner für ein besseres Miteinander – z. B. zwischen angestammten Bewohnern und Neuankömmlingen. Nachbarschafts- und Mieterarbeit heißt, mit dem Quartier vertraut werden und miteinander ins Gespräch kommen. Wir haben Rundfahrten, gemeinsame Quartiersspaziergänge, ein Sommerfest und Mieterstammtische organisiert. Für jeden Folgetermin werden die Themen gemeinsam festgelegt. Rechtliche Rahmenbedingungen kamen genauso zur Sprache wie Kommunikation in Konfliktsituationen, Grünflächenbepflanzung und Spielplatzgestaltung. Jeden Donnerstag gibt es bei uns im Freiwilligenzentrum ein MitMachInfo. Hier können sich Mieter nicht nur informieren, sondern auch selber Projekte an den Start bringen. Ein erstes Klima-Projekt zum verantwortungsvolleren Umgang mit Energie ist in Planung.
Persönliche Unterstützung und Hilfe
Wie vermittle ich persönliche Unterstützung und Schutz der Privatsphäre, Nähe und Distanz, Hilfe und Respekt? Solche Fragen stellen sich quer durch die Einzelbereiche in denen sich Menschen für Menschen in einer „Eins zu Eins Beziehung“ engagieren, ob als Paten, Mentoren oder Betreuer. Solche engagierte und ehrenamtliche persönliche Unterstützung und Anwaltschaft versuchen wir auszubauen und zu stabilisieren.
Seit einigen Jahren begleitet und fördert das Freiwilligenzentrum Ansätze der persönlichen Unterstützung, Beratung und Betreuung – sei es bei Lernhilfen im Schulbereich, der Tätigkeit von Mentoren für Jugendliche auf dem Weg ins Berufsleben, Alltagshilfen für Menschen mit Demenz oder bei Lotsen und Paten, die Flüchtlingen im Umgang mit Behörden helfen. Gemeinsam mit der Stadt hat das Freiwilligenzentrum 2016 Integrationslotsen qualifiziert. An zwei Tagen in der Woche stehen sie Menschen mit Migrationshintergrund unterstützend zur Seite. Die ersten Geflüchteten haben zum Beispiel bereits begonnen, sich als Paten für Neuankommende zu engagieren. Ein anderes Beispiel: Für Menschen, die mit einer akuten Erkrankung und einer Demenz in ein Krankenhaus eingeliefert werden, konnten wir mit dem Evangelischen Krankenhaus gemeinsam Wegbegleiter qualifizieren. Nach einem ersten Modelljahr startet im Januar 2017 die zweite Runde. Wir sind dabei, eine Plattform zum Erfahrungsaustausch und zur Qualifizierung für „persönliche Hilfen“ zu schaffen. Die gemeinsamen Aufgaben und Probleme werden 2017 Thema einer eigenen Veranstaltung sein.
Fortsetzung folgt!