„Über Zaun und Grenze – das Netzwerk für Flüchtlings- und Nachbarschaftshilfe hat im Landkreis viel bewirkt. Es muss weiter bestehen bleiben und seine Arbeit fortsetzen.“ So betonten es die Netzwerkpartner, Mitarbeiter aus Wohlfahrtsverbänden, ehrenamtlichen Helferkreisen und verschiedenen Behörden. Sie alle kamen auf Einladung der Koordinierungsstelle des Freiwilligenzentrums der Caritas am Dienstag, 16. Mai 2017 in Neustadt an der Aisch zusammen. Beim 8. Runden Tisch überlegten sie, wie es zukünftig weitergehen soll.
„Unser Landkreis wird älter und bunter. Dass dies gerade in den vergangenen zwei Jahren nicht zu chaotischen Missständen geführt hat, ist den vielen engagierten Bürgern zu verdanken, die diese Herausforderung aktiv mitgestalten, “ begrüßte Dorothea Hübner, Leiterin des Freiwilligenzentrums, die 19 Teilnehmer am Runden Tisch. Jeder Teilnehmer äußerte seine Sichtweise und wie er das Netzwerk „über Zaun und Grenze“ seit Beginn im September 2015 bis heute wahrgenommen hat.
„Braucht es das Netzwerk weiterhin?“, warf Hübner die Frage in die Runde. Der gemeinsame Konsens lautete: Das Netzwerk hat viel für die Ehrenamtlichen, deren Anerkennung und die Zusammenarbeit in der Kommune geleistet. Es gibt dort immer ein offenes Ohr und es pflegt einen unkomplizierten Austausch. Die Koordinierungsstelle muss es weiterhin geben.
Ehrenamtliche aus Flüchtlings- und Nachbarschaftshilfen erhielten über die im Spätsommer 2015 neu geschaffene Koordinierungsstelle des Freiwilligenzentrums bedarfsgerechte Unterstützung und Qualifizierung. Sie bietet nach wie vor neue Vernetzungsmöglichkeiten und trägt zur Transparenz bei. Aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklung verlagerte sich der Schwerpunkt hin zur Flüchtlingshilfe, wobei die Nachbarschaftshilfen auch beim Aufbau, bei der Organisation, Qualifikation und Vernetzung unterstützt wurden.
In enger Verknüpfung und einem lebendigen Austausch wird das Netzwerk als eine ständige Quelle von Informationen und Herausforderungen gesehen. Positiv wirkt hier die eigens aufgebaute Homepage www.ueberzaunundgrenze.de. Sie bietet aktuelle Informationen, Vernetzungsmöglichkeiten untereinander und kostenlose Nutzung aller Initiativen auf einer eigenen Plattform. Fazit: es wurde viel bewegt und bewirkt. „Ein Netz fängt ein, bündelt und man kann sich auch was herausholen“, so Jürgen Rotter vom Diakonischen Werk.
Im Landkreis geschah in den vergangenen Jahren sehr viel Gutes, sowohl von hauptamtlicher als auch von ehrenamtlicher Seite. Negative Schlagzeilen blieben weitestgehend bisher aus. Wenngleich das Angebot bisher gut angenommen wurde, wird es noch nicht flächendeckend im Landkreis von allen Flüchtlings- und Nachbarschaftshilfen genutzt. Zudem sind viele Helfer erschöpft und haben ihr Engagement beendet. Deshalb werden dringend neue Engagierte gesucht.
In einem weiteren Schritt überlegten die Teilnehmer, wo aktuell größter Handlungsbedarf besteht. Hier wurden Themen genannt wie der fehlender Wohnraum, geringe Mobilität, unzureichende Infrastruktur, der Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen und Möglichkeiten der Begegnung. In vielen Orten des Landkreises gibt es keine Nachbarschaftshilfen.
„Über Zaun und Grenze“ versteht sich als Netzwerk vom Engagement Einzelner hin zu einer Verantwortungsgemeinschaft vor Ort und zielt auf einen starken Verbund von Kommune, Wohlfahrt, Wirtschaft und engagierten Bürgern. Mit kritischem Blick auf die Zukunft bleibt die Integration neuer Mitbürger und der demografische Wandel weiterhin eine große Herausforderung in unserem Landkreis. Eine Herausforderung, die den langen Atem aller Beteiligten fordert.
Die erste Förderperiode der „engagierten Stadt“, mit deren finanzieller und fachlicher Unterstützung diese Koordinierungsstelle installiert und aufgebaut werden konnte, endet im Dezember 2017. Doch Ehrenamt braucht Hauptamt. Durch eine neue Förderung des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Soziales, Familie und Integration sollen sogenannte „Integrationslotsen“ in Kürze auf den Weg gebracht werden.
Weiterhin im Blick bleibt die gemeinsam formulierte Vision, dass Menschen unseres Landkreises über Zäune und Grenzen hinweg in fürsorglichem Miteinander leben, getragen von einem aktiven Helfer-Netz für alte und neue Nachbarn aus In- und Ausland. Hübner dankte allen fürs Kommen, Mitdenken und Mitwirken und verabschiedete die Gäste: „Gemeinsam geht’s besser. Lasst uns weiter am Netz knüpfen für einen engagierten Landkreis zum Wohle aller Bürger.“