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Gibt es wirksame Wege ein Tief zu vermeiden?

Foto: Freiwilligenzentrum

Wie entsteht ein Burnout? Gibt es Frühwarnzeichen? Wen betrifft es vorwiegend? Diese und weitere Fragen wurden bei einem Vortrag mit Austausch diese Woche im Freiwilligenzentrum behandelt. Ein brisantes Thema, das auf sehr große Resonanz stieß.

Die letzten Besucher mussten sogar in der Tür sitzen. Es herrschte großer Andrang beim Vortrag über das Thema „Wenn alles zu viel wird – Burnout und Depression“ von der stellvertretenden Leiterin des Sozialpsychiatrischen Dienstes der Diakonie Frau Silvia Sanchez Pastor, Psychologin (Lda.) und Gerontologin (M. Sc.). Das Netzwerk „Über Zaun und Grenze“ für Nachbarschafts- und Flüchtlingshilfe des Freiwilligenzentrums „mach mit!“ der Caritas hatte dazu eingeladen.

Jeder siebte sieht – laut einer Statistik – bei sich selbst die Gefahr, vollkommen auszubrennen. „Burnout“, ein Ausgebrannt-Sein im Sinne von körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung, ist kein Leiden mit eindeutigen Kriterien. „So ernüchternd das auch ist, aber für Burnout gibt es keine einheitliche Definition“, so Frau Sanchez Pastor, „und das macht es auch so schwierig ein Burnout frühzeitig zu erkennen.“

Wer ist gefährdet?

Burnout ist eine Diskrepanz von Erwartungen und Realität und hat deutliche Konsequenzen für Beruf, Familie, Freundeskreis und vor allem für die Gesundheit. Betroffen sind meist Menschen mit Begeisterungsfähigkeit und hoher Motivation und solche, die was Sinnvolles leisten wollen, dabei aber ihre Grenzen übersehen. Dazu gehören meist Berufsanfänger, Menschen in helfenden Berufen, sehr engagierte Menschen, Perfektionisten und sehr ehrgeizige Personen.

Wie kommt es zum Burnout?

Burnout entwickelt sich langsam in verschiedenen Phasen, die sich nicht immer klar voneinander abgrenzen. Enorme Begeisterung, Fleiß, Engagement und Perfektionismus im Beruf, Ehrenamt, aber auch im Privatleben wie beispielsweise pflegende Angehörige, drängen die Betroffenen in ein höheres Arbeitspensum. Andere Lebensbereiche werden unbemerkt immer mehr vernachlässigt. Prioritäten können kaum mehr gesetzt werden. Folglich kommt es verstärkt zur Selbstüberforderung und einem Gefühl der Inkompetenz. Manche gehen in die „innere Kündigung“ und verlieren für alle Lebensbereiche die Energie. Nicht selten reagieren die Betroffenen aggressiv, zynisch und gereizt. Psychosomatische Beschwerden führen dann final zum Vollbild eines Burnouts: Isolation, Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung, Sinnlosigkeit.

Zusammenhang von Depression und Burnout

Die Depression begleitet oft das Burnout, aber nicht jedes Burnout endet in einer Depression.

Das Burnout-Syndrom ist eher „kontext-bezogen“, Depressionen hingegen sind eher „kontext-frei“ und umfassen somit alle Bereiche des alltäglichen Lebens. Zusätzlich werden Depressionen als Dauerzustand beschrieben, während Betroffene des Burnout-Syndroms zu Teilen auch unbeschwerte Phasen durchleben können. Von Burnout Betroffene fühlen sich und wirken auf andere häufig abgeschlagen, matt und müde, sind gleichzeitig aber innerlich angespannt, nervös und unruhig, manchmal sogar reizbar und gelegentlich aggressiv. Bei Depressionen treten diese Symptome nicht immer auf.

Die Gefahr im Ehrenamt

Abschließend ging es auch um Burnout im Ehrenamt. Ehrenamtliche wollen helfen und anderen was Gutes tun. Sie stellen an sich viele Erwartungen verbunden mit hohem Idealismus. Aber es fehlt die professionelle Ausdifferenzierung. Frau Sanchez Pastor merkte an: „Das Helfersyndrom ist harmlos, wenn es durch andere Komponenten der Motivation ausgeglichen wird.“

Hilfreiche Erfahrungswerte der Gäste

Der Austausch der Zuhörer führte zur wichtigsten Frage aller: Was gibt es für Wege der Prävention? Neben Frühwarnzeichnen und Ernährung ist ein regelmäßiger Ausgleich durch Hobby, Sport und Bewegung wichtig. Hierzu brachten die Teilnehmer eigene Anliegen und Erfahrungen mit ein. Vielen hilft ein regelmäßiger Austausch in Selbsthilfegruppen, um die psychische Widerstandskraft zu stärken. Auch Ehrenamtliche, insbesondere solche, die sich innerhalb der Familie engagieren, animierte Frau Sanchez Pastor dazu, sich „mindestens zwei Stunden Auszeit in der Woche zu schaffen!“ Immer wieder führte die Abschlussdiskussion zum gleichen Schluss: Lerne egoistisch zu sein, „Nein!“ zu sagen und Prioritäten zu setzen, um eigene Freiräume zu finden.

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