Bocholt als Leuchtturm für ehrenamtliche Aktivität entwickelt zukunftsgerichtete Strukturen. Die breite Zusammenarbeit vieler wächst
Bocholt als leuchtendes Beispiel einer „Engagierten Stadt“ – solch dickes Lob hörten Bürgermeister Peter Nebelo und rund 20 engagierte Bocholterinnen und Bocholter gerne, die kürzlich zum Strategie-Tag zur Nachhaltigkeit im Europa-Haus zusammenkamen. Unter ihnen Vetreterinnen und Vertreter von Vereinen, sozialen Einrichtungen und Bildungsträgern, der Kirche und der Wirtschaft, Politikerinnen und Politiker, Mitglieder der Stadtverwaltung sowie in verschiedenen Bereichen aktive Einzelpersonen. Im Rahmen des Projekts Engagierte Stadt entwickelten sie Ideen und Ansätze, um das vielfältige ehrenamtliche Engagement vor Ort für die Zukunft zu sichern und weiterzuentwickeln. Das taten sie intensiv und kreativ, teils durchaus kontrovers, letztlich aber im Konsens gemeinsamer Überzeugungen und Zielsetzungen konstruktiv und richtungweisend. Es bewegt sich was, das Miteinander wächst, so der Eindruck, und das tut der Stadt gut.
Das Lob kam aus berufenem Mund, nämlich von Eva Nemela, Leiterin des Programmbüros Engagierte Stadt in Hamburg, sowie von Nicolaus Sigrist von der Berliner Akademie für Ehrenamtlichkeit, der die Veranstaltung moderierte. Gastgebern wird allgemein gerne geschmeichelt, aber die beiden schienen tatsächlich beeindruckt vom Bocholter Engagement, von den bisherigen Ergebnissen ebenso wie von der Beteiligung insgesamt und speziell auch der Unternehmen.
Eine Erfolgsgeschichte ist bereits das im Rahmen des Projektes Engagierte Stadt entstandene Bildungsangebot, das mehrere Bildungsträger einbindet. 327 Personen von 95 Vereinen und anderen Einrichtungen haben es bereits genutzt. Vielfältig und bedarfsorientiert bündelt es bestehende Angebote für Ehrenamtliche und dient der Unterstützung ehrenamtlichen Einsatzes. Und das auch ganz aktuell: Die ab Ende Mai geltende neue Datenschutzrichtlinie der EU ist umgehend Thema einer Informationsveranstaltung. Zusätzlich zu den derzeit fünf Kooperationspartnern sind weitere ebenso willkommen wie ehrenamtliche Mitarbeiter. Zielsetzung ist eine Freiwilligen-Akademie unter hauptamtlicher Leitung und mit Halbjahresprogrammen, erläuterten Projektleiterin Agnes Wellkamp und Rainer Howestädt, Ehrenamtskoordinator der Stadtverwaltung.
Von manch einem Skeptiker so nicht erwartet, wurde auch der „Marktplatz für gute Geschäfte“ vor einem Jahr zum Erfolg, bei dem 37 Vereine und 29 Unternehmen gegenseitig Leistungen und Aktionen vereinbarten. Im Herbst waren alle bis dahin terminierten Vereinbarungen prompt umgesetzt – mit Engagement, Spaß und neuen Kontakten. Eine Broschüre und eine Homepage mit einem Image-Film informieren zum Thema. 2019 soll eine weitere „Marktplatz“-Veranstaltung folgen.
Etwas Stagnation gibt es lediglich bei der Erstellung einer neuen Website, die sich in komplexer Form dem Thema Ehrenamt widmen soll. Aber es wird weiterhin daran gearbeitet. Bislang haben sich drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die redaktionelle Betreuung gefunden.
Eigentlich sollte das Projekt „Engagierte Stadt“ 2017 enden. Aber es wurde verlängert und bis Ende 2019 läuft die finanzielle Förderung. Um sich für die Zeit nach 2019 zu rüsten, um die Nachhaltigkeit des erfolgreich begonnenen Prozesses ging es bei der Veranstaltung. Politik und Stadtverwaltung bekennen sich zu einer Engagementstrategie 2018 plus.
Die „Marke“ Engagierte Stadt für sich als Gütezeichen zu erhalten, das planen die engagierten BocholterInnen.
Viele interessante Ansätze wurden dazu entwickelt. Das Geld spielte dabei natürlich eine Rolle, und da wurde auch quergedacht. Statt barer Münze bzw. ergänzend dazu könnten Sach- und Dienstleistungen die ehrenamtliche Arbeit unterstützen, etwa dadurch, dass Räume oder auch Knowhow zur Verfügung gestellt werden. Auch ein Stiftungsfonds wurde vorgeschlagen. Konkreten Handlungsfeldern vorgelagert, müssen praktikable Strukturen geschaffen werden. Dazu kristallisierte sich ein Modell heraus, das neben den mit dem Ehrenamt befassten Verwaltungsstellen im Rathaus eine Art offenen Beirat vorsieht, in dem sich bürgerschaftliches Engagement ebenso wiederfindet wie das von Unternehmern, Stadtentwicklern, Pädagogen, im sozialen Bereich Aktiven, Politikern und vielen anderen und der mit der Verwaltung eng und „auf Augenhöhe“ zusammenarbeitet.
Eine Verantwortungsgemeinschaft nachhaltig herstellen, lautete die Zielsetzung von Eva Nemela, die Kräfte bündeln. Das gilt auch für eine mehrfach geforderte, Synergien verheißende Zusammenarbeit im Rahmen der beiden in Bocholt aktuell betriebenen Projekte Engagierte Stadt und Zukunftsstadt. Nach dem motivierenden Impuls dürfe jetzt keine längere Pause eingelegt werden, war man sich einig. „Am Ball bleiben“ lautet die Devise.