Genau genommen ist das ein und dasselbe. Hier eine schöne Story über ein in seiner Art völlig neues Engagement für Bocholt.
In unserer schönen Stadt haben sich die Bocholterinnen und Bocholter immer schon ehrenamtlich engagiert. Gefühlt vielleicht sogar ein klein wenig mehr als anderswo. Und auch das Netzwerken und die gegenseitige Unterstützung untereinander wurde und wird immer selbstverständlicher.
Ein stadtweites Netzwerk
Und weil das so ist, ist aus Bocholt im Zuge des Förderprogramms „Engagierte Stadt“ tatsächlich die engagiertestadt Bocholt geworden. Ein stadtweites Netzwerk, das daran arbeitet, gute, nützliche und belastbare Strukturen zur Förderung dieses außergewöhnlich vielfältigen Engagements zu erhalten und stetig zu verbessern. „Wir für Bocholt“ ist daraus unter anderem hervorgegangen. So haben wir alle zusammen viele kleinere und größere Säulen geschaffen, die das Engagement tragen können. Da fühlt man sich sicher.
Dann kam Corona…
Auch wenn dieses fiese kleine Virus unsere Stadt nicht so schlimm getroffen hat wie ganze Regionen in anderen Staaten, so hat es doch auch das Leben fast aller Bocholter verändert. Plötzlich gab es „Risikogruppen“, Quarantänen, Notbetriebe in Verwaltungen und Firmen, Ladenschließungen, Verbote für Vereine… – und vor allem Fragen, Ungewissheit und Angst. Auch die Freiwilligen-Agentur wurde geschlossen, und es war lange ungewiss, wann und wie wir weiter arbeiten könnten.
…und dann kamen engagierte Helfer
Was aber ist das Besondere an Bocholt? Die engagierten Bürger. Kaum war Covid-19 in unserer Stadt angekommen, taten sich vier Personen – nennen wir sie Marén, Anne, Jens und Stefanie – zusammen und beschlossen zu handeln. Kompetent, zielorientiert, vernetzt, digital und unermüdlich. Vier Menschen, die man ebenso wie ihr Engagement mit Fug und Recht als außergewöhnlich bezeichnen kann.
Die „Coronahilfe-Bocholt“ war geboren. In kürzester Zeit wurde ein Helfer-System für Einkäufe, Apothekenbesuche oder Gassi gehen entwickelt, wurden Helfer akquiriert – und wurde geholfen.
Dann kamen die ersten Fragen. Sind wir auf Dauer „sicher“ in dem was wir hier tun? Der Gegner ist immerhin ein Virus, mit dem nicht zu spaßen ist. Wie können wir verhindern, dass sich Schwarze Schafe unter unsere Helfer mischen? Was müssen wir tun, damit unsere Helfer und die Hilfesuchenden nicht einem gesundheitlichen Risiko ausgesetzt werden?
Zu dieser Zeit hatten viele andere Akteure sich vom ersten Schock erholt und sich neu organisiert. Der Laden konnte – mehr recht als schlecht – weiterlaufen. Auch die Freiwilligen-Agentur nahm den Betrieb im Homeoffice wieder auf.
Plötzlich wurde eine Welle draus
Schnell entdeckte die „engagiertestadt Bocholt“ die Nachbarschaftshilfe-Initiative „Coronahilfe-Bocholt“ auf Facebook. Ein prüfender Blick hinter die Kulissen – wer steckt alles hinter Coronahilfe-Bocholt, was genau ist deren Anliegen- und ein längeres Telefonat mit Anne Beckmann brachten es hervor: Die „Coronahilfe-Bocholt“ geht neue – digitale – Wege, ist schnell, professionell und eine Chance für Bocholt. Ehrenamtlich. Und jetzt passierte etwas, das es in dieser Form in unserem Städtchen wohl noch nie gegeben hat: Der ins Wasser geworfene Stein löste in Windeseile eine gewaltige Welle aus.
Weitere Kontakte wurden hergestellt, das Netzwerk warf seine Maschine an. Alle gaben von da an ihre Kompetenzen, ihre Möglichkeiten, ihr Wissen und ihre Kontakte an die ebenso engagierten Leute der „Coronahilfe-Bocholt“ weiter. Weitere Hilfegruppen und Organisationen vernetzten sich mit der Nachbarschaftshilfe-Initiative. Auch die Freiwilligen-Agentur. Sie alle profitieren vom technischen und digitalen Know-how und dem Erfindungsreichtum dieser kleinen aber schlagkräftigen Truppe, die inzwischen weitere Mitglieder für die nötige interne Struktur gewonnen hat.
Viele Fragen – gemeinsame Antworten
So ist eine Dynamik entstanden, die ihresgleichen sucht. Eine vielzählige Runde, die wichtige Fragen stellt und Antworten gibt. Zum Beispiel: „Wie können wir die Gastronomie unterstützen? Die Wirte haben Existenzangst.“ Ein Online-Gutscheinverkauf wird organisiert. Zusammen mit dem Stadtmarketing entstand „BOH liefert“. Oder auch: „Was können wir für die Menschen in Kurzarbeit tun?“ Gemeinsam mit der EWIBO und der Wirtschaftsförderung wird an einer speziellen Job-Börse gearbeitet. Alle wirken zusammen, jeder bringt sich in den Prozess ein. Eine große, vernetzte digitale Gemeinschaft rund um die „Coronahilfe“. Eine Gemeinschaft der Engagierten für Bocholt.
Die „engagiertestadt Bocholt“ ist als solche noch jung. Unerwartet intensiv gefordert, hat sie ihren Stresstest bestanden. Mit Bravour. Mit Sternchen. Wenn wir mal einen Schritt zurücktreten und genau hinsehen, dann stellen wir fest: Die „Coronahilfe Bocholt“ entspricht dem Engagement in dieser Stadt, sie und „engagiertestadt Bocholt“ sind quasi wesensgleich, sie entsprechen einander, sie sind de facto eins.
Wie auch immer: Etwas bleibt
Zum Abschluss: Wir alle würden uns wünschen, dass all unser Tun und unsere Mühen zum Teil “umsonst gewesen” sein könnten. Dass in einer Woche das fiese Virus verschwindet und der normale Alltag zurück kehrt. Leider wird das nicht so sein. Bei aller Ungewissheit über das Wann und Wie ist aber eines schon sicher: In Bocholt ist mit der Welle hinter der „Coronahilfe-Bocholt“ etwas entstanden, das bleiben wird.
Es umfasst Sensibilisierung, Nachbarschaftshilfe, Vernetzung, Digitalisierung. Ein neues „Wir“ für Bocholt. Hier geht es zur Homepage der Coronahilfe-Bocholt.
„In diesen turbulenten Zeiten sind Zusammenhalt und Solidarität entscheidende Werte, um die Krise zu meistern. Konkrete Maßnahmen lokal für Bocholt zu organisieren, zu koordinieren und umzusetzen, dafür setzt sich die Coronahilfe-Bocholt ein, ein Netzwerk aus ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. Sie zeigen eindrucksvoll, das Bocholter für Bocholter da sind, wenn Not herrscht. Die Stadt Bocholt dankt den Verantwortlichen sowie allen Helferinnen und Helfern und unterstützt dieses phantastische Engagement. Daumen hoch!“
– Bürgermeister Peter Nebelo –