Neues für die engagierte Stadt

Verbandsgemeinde Daun: „Jeder einzelne Einkauf ist wichtig“

Die Engagierte Stadt der Verbandsgemeinde Daun zeigt auch in der Corona-Krise worauf es in Sorgenden Gemeinschaften ankommt. Wir haben mit Dr. Tim Becker, einem der ehrenamtlichen Organisatoren der Corona-Nothilfe in der Vulkaneifel, gesprochen.

Programmbüro Engagierte Stadt: Herr Becker, mit Ihrem Verein Bürger für Bürger e.V. kümmern Sie sich vor allem um Orte, in denen nachbarschaftliche und familiäre Strukturen und damit gegenseitige Hilfe immer mehr wegbrechen. Gerade auf diese Strukturen kommt es ja auch in der Corona-Pandemie an. Wie können Sie helfen?

Tim Becker: Vielfältig! Seit einem Monat beliefern wir Menschen, die zu Hause bleiben müssen, mit Lebensmitteln, gehen mit Hunden Gassi, deren Besitzer in Quarantäne sind und fahren sogar Touren für die Tafel. Seit Beginn haben wir durch unseren Einkaufs- und Lieferservice über 70 Bestellungen ausgeliefert. Das ist noch überschaubar, aber wir sind froh, dass sich die Menschen melden. Jeder einzelne Einkauf ist wichtig. Zurzeit organisieren wir auch einen Telefonservice für ein bisschen Ablenkung und Unterhaltung unserer ältesten Mitglieder.

Wie läuft der Einkaufs- und Lieferservice praktisch ab?

Jeder kann mit seinen Einkaufswünschen bei der städtischen Kindertagesstätte anrufen. Unser Bürgermeister hatte diese Idee und die Leiterin der Kita freut sich, dass sie die freie Zeit sinnvoll nutzen kann. Sie schickt die Bestellungen an einen der drei Supermärkte, die mit uns kooperieren. Unsere ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrer holen die bereits gepackten Einkäufe am nächsten Tag mit ihren privaten PKWs ab und stellen sie den Menschen kontakt- und bargeldlos vor die Tür. In den Paketen liegt ein Anschreiben, wie die Rechnung bezahlt werden kann und vor allem, dass es nicht eilt. Denn wir wollen auch nicht, dass die älteren Personen deshalb zur Bank müssen, das macht ja keinen Sinn. Bei zwei Supermärkten strecken wir das Geld erstmal vor, der dritte Supermarkt schickt uns am Ende des Monats eine Rechnung.

Wer sind die Helfenden?
Das ist das kleine Wunder an der Sache. Lange haben wir uns den Kopf zerbrochen, wie wir die Menschen von Mitte Zwanzig bis Mitte Vierzig fürs Ehrenamt begeistern können. Jetzt ist es genau diese Generation, die ihre Hilfe anbietet. Nach unserem Aufruf hatten wir innerhalb von zwei bis drei Tagen zwanzig Helfende, die wir einsetzen konnten – und sogar noch weit mehr Hilfsangebote. Das geht durch alle Berufe – von Lehrkräften, über Bundeswehrangehörige bis zu Schauspielerinnen und Schauspielern und Gastronomen. Viele sind derzeit in Kurzarbeit oder haben nur Bereitschaftsdienst und deshalb mehr Zeit als sonst.

Herr Becker, vielen Dank für das Gespräch.

© Tim Becker
© Tim Becker

 

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