Ein Beitrag der Bertelsmann Stiftung:
Erstveröffentlichung hier
„Als Good Practice Beispiel präsentierte die Engagierte Stadt Bautzen ihre Netzwerk-Arbeit den über 80 ZOOM-Gästen, die am zweiten Ukrainekrise: Online Austausch aktiv teilnahmen. Das Ehrenamtliche Engagement der Stadt Bautzen, Mitglied des Netzwerks Engagierte Stadt, wurde aus drei verschiedenen Perspektiven vorgestellt:
Markus Gießler, Amtsleiter für Wirtschaft, Kultur, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit übernahm die Perspektive der Stadtverwaltung. Astrid Riechmann, Geschäftsführerin des Bündnisses „Willkommen in Bautzen“ e.V. repräsentierte das zivilgesellschaftliche Engagement – und Torsten Wiegel, Steinhaus Bautzen e.V., die Kooperation zwischen Haupt- und Ehrenamt und zwischen Stadt und Zivilgesellschaft.
Ein roter Faden zog sich durch alle drei Präsentationen: Bereits 2015/ 2016, als viele Geflüchtete aus Syrien und anderen Ländern kamen, wurden die Grundlagen geschaffen, die nun einen guten Boden für Aufnahme und Integration der Menschen aus der Ukraine bieten. Fast sollte das Bündnis „Willkommen in Bautzen“ Ende 2021 aufgelöst werden. Doch wegen der Afghanistankrise war dieses plötzlich wichtig, um die Ortskräfte aus Afghanistan willkommen zu heißen. Es war also purer Zufall, dass dieses Bündnis aus vielen zivilgesellschaftlichen Organisationen und Initiativen noch aktiv war, als die Geflüchteten aus der Ukraine ankamen. Bereits wenige Tage nach Ausbruch des Krieges fuhr die Initiative mit Hilfsgütern an die Grenze und nahm Menschen zurück mit nach Bautzen.
2015/2016 wurde auch die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Zivilgesellschaft intensiviert. Schnell wurde zudem deutlich, dass es ohne Ehrenamtliche nicht gelingen würde, die damaligen Geflüchteten aus Syrien und anderen Ländern zu integrieren. Auf dieser langjährigen Zusammenarbeit und Kommunikation kann nun ebenfalls direkt aufgebaut werden, um sich bei der Aufnahme und Integration der Ukrainer:innen abzustimmen.
Die enge Zusammenarbeit zwischen Stadtverwaltung und zivilgesellschaftlichem Bündnis und die „Willkommenskultur“ für die Menschen aus der Ukraine wurden durch die vielen dargestellten Aktivitäten veranschaulicht. Die beeindruckende Präsentation zeigte zudem, dass eine Stadt wie Bautzen mit hohem AFD-Wähleranteil (33,4% bei Bundestagswahl 2021) auch viele Einwohner:innen mit einer weltoffenen Haltung und hoher Aufnahmebereitschaft sowie Engagementbereitschaft hat. Das Steinhaus in Bautzen stand dazu als ideale Infrastruktur zur Verfügung, um Treffen, Begegnungen und Kultur zu ermöglichen.
Präsentiert wurde zudem die Arbeit der Alliance4Ukraine sowie der Volunteer Planner (volunteer-planner.org), eine neue digitale Plattform, um Angebote ehrenamtlichen Engagements und Bedarfe zu matchen.
Den vollständigen Vortrag finden Sie hier: https://youtu.be/iVVKpgJx9kU
Im anschließenden Austausch wurde deutlich, wie wichtig kontinuierliche Strukturen, Prozesse und Kommunikation zur Koordination von Ehrenamtlichen sind. Daher gehe es nicht nur um die Integration von Geflüchteten, sondern auch um Fragen von Organisationsentwicklung und Kulturwandel auf der lokalen Ebene. Auch ehrenamtliches Engagement brauche, so mehrere Teilnehmende, eine Kontinuität und eine Professionalisierung der Rahmenbedingungen, z.B. zur Rolle von Ehrenamt versus Hauptamt. Engagierte Stadt nimmt hier eine Vorreiterrolle ein, denn dort wird seit 2015 die Verbesserung der Rahmenbedingungen für bürgerschaftliches Engagement in inzwischen 100 Reallaboren bundesweit erprobt und gelebt.
Es wurden viele weitere Tipps und Good Practice Beispiele in der abschließenden Diskussion ausgetauscht.
Der nächste Online-Austausch von Bertelsmann Stiftung, Alliance4Ukraine und Familiengerechte Kommune e. V. findet am 10. Mai zum Thema Registrierung der Geflüchteten vor Ort statt. Das Format wird in vierzehntägigem Rhythmus dienstags in der Mittagszeit angeboten.“