„Sozialbesoffen“, das ist eine Wortschöpfung von Bärbel Löcken-Blümlein. Sie meint damit Menschen mit großem Helferherz, die unermüdlich mit Leib und Seele an vielen Stellen im Einsatz sind. Sie engagieren sich auf unterschiedlichste Art und Weise ehrenamtlich. „Teamarbeit ist doch häufig eine Herausforderung“, so Agatha Ludwig, Koordinatorin der Nachbarschaftshilfen im Freiwilligenzentrum, „deshalb war es uns wichtig, einen Workshop für unsere ehrenamtlichen Koordinatoren von Helferkreisen im Landkreis anzubieten, bei dem sie hauptsächlich selber im Mittelpunkt stehen.
„So sorge ich für mich und mein Team“. Unter diesem Titel hatte „Über Zaun und Grenze“, das Netzwerk im Freiwilligenzentrum für Nachbarschafts- und Flüchtlingshilfe, zum Workshop mit Bärbel Löcken-Blümlein (Kommunikationstrainerin und Coach aus Trautskirchen) eingeladen. Gefördert wurde der Workshop vom Regionalmanagement des Landkreises und richtete sich an aktive und verantwortliche Ehrenamtliche aus Nachbarschaftshilfen und anderen Feldern.
„Manchmal braucht es einen Blick von außen“, begann Frau Löcken-Blümlein, „um sich und seine Stellung im Team zu reflektieren. Obwohl jeder der Teilnehmer am Workshop in unterschiedlichen ehrenamtlichen Funktionen tätig ist, kristallisierte sich schnell heraus, welche drei Hauptwünsche alle gemeinsam an die Referentin hatten: Was brauche ich alles an Kompetenzen in meinem Team, um möglichst vielseitig aufgestellt zu sein? Wie bringe ich es fertig alle Teammitglieder motiviert zu halten? Welche Wege der wertschätzenden Kommunikation untereinander gibt es und wie löse ich respektvoll Konflikte?
Das schien zu Beginn nicht einfach, hier generell gültige Antworten zu finden. Jedes Team hat einen unterschiedlichen Ursprung, eine unterschiedliche Funktion und unterschiedliche Rahmenbedingungen. Und doch geht es letzten Endes doch darum, wie das Team geführt wird. Einsam oder gemeinsam? Definieren sie TEAM mit „Toll ein anderer machts“ oder mit „talentierte Einzelne arbeiten miteinander“? Alleine die Wahl der Definition spiegelt ihre Einstellung und damit das gesamte Wirken ihres Teams. Nur, wenn uns unser Handeln eine Herzensangelegenheit ist, stecken wir andere wirkungsvoll an. Das ist schon ein großer Teil der Motivation, die es bei allen Beteiligten braucht.
Und nun kommt der Knackpunkt. Trotz aller positiven Grundeinstellung hakt die Kommunikation in einem Team immer wieder. „Das ist menschlich und nicht zu verhindern“, so Löcken-Blümlein. Dabei wies sie darauf hin, dass alles in der zwischenmenschlichen Kommunikation eine Bedeutung hat. Passen Gestik, Mimik und Sprache zusammen? Wenn nicht, dann verfehlt das Gesagte seine Wirkung. Das Lob „Sie haben das Treffen gestern großartig gestaltet!“ ohne erkennbare Freude im Gesicht oder Dankbarkeit in den Augen verpufft ohne Wirkung beim Gegenüber. „Sowieso loben wir alle viel zu wenig“, fiel hier gleich einem Teilnehmer am Workshop auf.
Viel zu viele Teambesprechungen sind gefüllt mit Jammern und Kritik. Hier gilt es, dass der Koordinator eines Teams wertfrei allem Raum gibt, aber die Gesamtarbeit wieder zum Positiven wendet. Dazu ließen sich in der Gruppe bei der Veranstaltung viele Ideen finden, wie man bei Konflikten und Kritik Lösungsmöglichkeiten positiv und wirkungsvoll formuliert. Ein Tipp dazu von Löcken-Blümlein: „Lob und Kritik immer auf die Sache beziehen, nie auf den ganzen Menschen!“
In einem kurzen praktischen Teil trugen die Anwesenden zusammen, welche Fähigkeiten ein Team braucht, damit alle Stellen gut besetzt sind. Jeder zog daraus sein Resümee für sein eigenes Team, was an Kompetenzen vorhanden ist und woran es hapert. Auch hier wurde wieder deutlich, welche entscheidende Rolle dem Leiter eines Teams zukommt. Nur wer sich selbst ehrlich positioniert und offen kommuniziert, sorgt gut für sich und letztlich für sein Team. Kurze Wege der Verständigung im Team sind dafür besonders wichtig, weshalb es regelmäßiger Treffen zum Austausch bedarf.
„Sozialbesoffene“ Menschen müssen gut auf sich achten. Dazu gehört es, für sich und seine Teammitglieder klare Grenzen zu ziehen. Wer nicht „Nein“ sagen kann, kommt über kurz oder lang in Bredouille. Ein Teamleiter muss Grenzen erkennen lernen und akzeptieren, denn er trifft für sich und sein Team immer wegweisende Entscheidungen.
Ein Appell zum Schluss vom Freiwilligenzentrum an alle ehrenamtlichen Koordinatoren: „Bleiben Sie bei der Sache! Allein die vielseitige Gruppe an Engagierten aus dem Landkreis, die bei diesem Workshop anwesend war, zeigt was viele Einzelne bewirken wollen. Danke!“