Christian Altmann vom Integrationsbüro der Stadt Dessau-Roßlau skizziert in seinem Beitrag das Konzept der dortigen »Vielfaltsgestalter*innen«. Aufgabe der Vielfaltsgestalter*innen ist es, Vielfalt in Dessau-Roßlau sichtbar zu machen, aber auch das Stadtleben mit all seinen Potenzialen zu entdecken und zu entwickeln.
Sie stiften ein heterogenes Bündnis von Akteuren: Die Bündnisarbeit führt bestehende Strukturen und Akteure, die im Themenfeld Diversität arbeiten, synergetisch zusammen und regt so zu einer Stärkung des gesamtgesellschaftlichen Diskurses an. Wichtig ist dabei der kurze und direkte Draht zwischen den verschiedenen Ansprechpartner*innen, durch die ihre Kernkompetenzen verbunden werden. Deshalb werden die Vielfaltsgestalter*innen auch zu »Durchblicksbehalter*innen« in der Vielfalt der Stadt.*
Gemeinsam für Zusammenhalt und Vielfalt
In Dessau-Roßlau wird das Zusammenleben der Menschen geprägt von unterschiedlichen Lebenssituationen, Geschlechtern, Altern oder Herkünften. Ob diese Unterschiede als Chance oder Herausforderung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt angesehen werden, entscheidet sich im Umgang vor Ort, im Quartier, der Nachbarschaft oder dem alltäglichen Leben.
Basierend auf den Ergebnissen der Bertelsmann Studie »Zusammenhalt vor Ort« sowie den integrationsstrategischen Zielen der Stadtverwaltung haben sich die Kommune und weitere Partner*innen auf den Weg gemacht, sich gemeinsam für Zusammenhalt und Vielfalt zu engagieren. Aus diesem Grund arbeiten in Dessau-Roßlau unterschiedliche Akteur*innen zusammen. Ziel ist es, gemeinsam eine Gesellschaft mitzugestalten, die sich dem Anspruch von Vielfalt stellt und in der sich die Menschen in Achtsamkeit begegnen sowie den gegenseitigen Anstand miteinander wahren.
Vielfalt sehen wir in Dessau-Roßlau als fortwährenden Prozess, der immer wieder neu überprüft werden muss. Diesen Prozess begleiten wir aktiv als Vielfaltsgestalter*innen. Um die Anonymität des städtischen Zusammenlebens zu überwinden und gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern, ist es unabdingbar, mehr über den jeweils anderen zu erfahren und somit mehr über die Vielfalt von Menschen kennenzulernen. Begegnungsräume und verbindende Elemente finden sich in zahlreichen gesellschaftlichen Bereichen, wie zum Beispiel in Sport- oder Kulturvereinen, der Kinder- und Jugendarbeit oder im Stadtteil. Gesellschaftlicher Zusammenhalt kann dabei nur gelingen, wenn einer sozialen Ausgrenzung entgegengewirkt wird und die Potentiale eines Menschen erkannt, gefördert und zur Entfaltung gebracht werden. Die Bündnisarbeit führt bestehende Strukturen und Akteur*innen, die im Themenfeld Diversität arbeiten, synergetisch zusammen und regt so zu einer Stärkung des gesamtgesellschaftlichen Diskurses an. Dabei versuchen wir, unter folgenden Leitideen gemeinsam zu wirken:
1. Zusammenhalt neu gedacht
Social Media war gestern. Die Vielfaltgestalter*innen wollen das Stadtleben mit all seinen Potenzialen entdecken – begegnen – kennenlernen und so den Zusammenhalt gemeinsam gestalten. Jeder einzelne Mensch ist wichtig für den Zusammenhalt in unserer Stadt.
2. Gemeinsam entwickeln wir Stärken
Ein vielfältiges Stadtleben zu gestalten heißt: Zugangsbarrieren aufdecken und sie beseitigen. Dafür möchten wir miteinander ins Gespräch kommen. Wir wollen Menschen und Organisationen zusammenbringen, die sich in Dessau-Roßlau für Selbstbestimmung, für alle Formen von Diversität sowie gegen Diskriminierung engagieren. Die Kommune agiert dabei verbindlich als feste Partnerin der Zivilgesellschaft für unsere Ziele.
3. Vielfaltsgestalter*innen = Durchblicksbehalter*innen
Wir sind mehr als die einzelnen Organisationen! Wir behalten den Durchblick, weil es bei uns eine schnelle und einfache Form der Kommunikation und Kooperation von Akteur*innen gibt. So bündeln wir die Kernkompetenzen der Ansprechpartner*innen in der Stadt für Vielfalt.
Gemeinsam arbeiten wir in einer heterogen zusammengesetzten Steuerungsgruppe, deren Mitglieder in unterschiedlichen Bereichen der Vielfaltsdimensionen aktiv sind. Durch konkrete Angebote versuchen wir, Partner*innen, Initiativen und Vorhaben zu unterstützen, die sich gemeinsam mit uns für Vielfalt und Zusammenhalt einsetzen. Dabei experimentieren wir mit unterschiedlichen Formaten und Medien. Wir fokussieren uns auf Gemeinsamkeiten und setzen uns aktiv mit den Bedarfen und Anforderungen der unterschiedlichen Zielgruppen auseinander. Weiterhin ist es für uns wichtig, mit den Angeboten Multiplikator*innen in ihrer Kompetenz zu stärken und Minderheitsgruppierungen zu empowern. Über die Herstellung von direkten Bezügen wird die Mehrheitsbevölkerung für das Thema sensibilisiert und somit Begegnungen auf Augenhöhe ermöglicht. Mit Informationen und einem offenen, bedarfsorientierten Diskurs sollen populistischen Aussagen entgegengetreten werden. Gleichzeitig ist es ein Kernanliegen des Bündnisses, den Zusammenhalt in der Bevölkerung wieder zu stärken indem man die Vielfalt unserer Stadt als starkes identifikatives Motiv herausarbeitet. Das entstehende Vielfaltsbündnis macht die Vielfalt in der Stadt erlebbar und konnte mit seinen Angeboten in Dessau-Roßlau über 80 Partner*innen und Organisationen in unterschiedlichsten Formaten, Angeboten und Schulungsveranstaltungen erreichen. Dabei richten wir auch den Blick auf unsere Organisationsentwicklung, wie zum Beispiel unseren Vielfaltsparcous innerhalb der Kommune. Ein Höhepunkt der Arbeit der Vielfaltsgestalter*innen war der Gewinn des 1. Platzes beim Landesintegrationspreis Sachsen-Anhalt 2019.
Mehr Informationen bekommen Sie auf unserer Website oder Facebook-Seite oder Sie sprechen uns direkt an unter vielfaltsgestalter@dessau-rosslau.de.
Die Vielfaltsgestalter*innen in Dessau-Roßlau (Video)
*Auszug aus dem Newsletter des Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement (BBE): BBE-Newsletter Nr. 21 vom 22.10.2020
Der Beitrag ist im BBE-Newsletter mit dem Schwerpunkt: Engagierte Stadt erschienen. Der BBE-Newsletter informiert 14-täglich über Engagementpolitik und -debatte in Deutschland, interessante Publikationen und Veranstaltungen sowie Aktuelles aus dem BBE. In monatlichen Themenschwerpunkten vertiefen Autor*innen aus Politik, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft zivilgesellschaftliche Themen.