Wie lassen sich Kooperationen mit Unternehmen initiieren? Diese Frage stellen sich immer mehr Engagierte Städte, kommunale Stellen der Engagementförderung, Freiwilligenagenturen und gemeinnützige Organisationen – nicht nur in Krisenzeiten.
„Nur gemeinsam können wir eine zukunftsfähige Gesellschaft gestalten.“[1] So oder so ähnlich ist allen klar, dass gesellschaftliche Probleme nicht im Alleingang zu lösen sind – auch in den Kommunen und ihren Nachbarschaften. Und dabei sind auch Unternehmen in den Blick zu nehmen. Denn ihr Engagement im Gemeinwesen kann zusätzliche Kompetenzen und Ressourcen für Anliegen in der Stadt mobilisieren. Gemeinsame Kooperationen bieten Potential für innovative Lösungsansätze und können gezielt initiiert und verbreitet werden. Wie das geht, zeigen eine wachsende Zahl guter Beispiele, bei denen Akteure vor Ort zusammenarbeiten und gemeinsam Erfahrungen sammeln.
Bekannt und etabliert sind in mittlerweile vielen Städten Deutschlands drei Formate, mit denen sich schnell, niedrigschwellig und mit überschaubarem Aufwand Unternehmenskooperationen initiieren lassen. Dies sind der „Marktplatz für Gute Geschäfte“, der „Lokale Aktionstag für Unternehmen und Gemeinnützige“ und die „NACHTSCHICHT – 8 Stunden Kompetenz spenden für den guten Zweck“. Eines haben sie gemeinsam: Sie mobilisieren Ressourcen und Kompetenzen für gemeinnützige Anliegen, die mitunter oft mehr wert sind als die klassische Geldspende von Unternehmen. Dazu gehören Zeit und helfende Hände, Wissen und Kenntnisse, Hilfsmittel und Logistik, Gelegenheiten und Kontakte. Zusätzlich können sich Unternehmen vor Ort für ein besseres Gemeinwesen einsetzen, und zwar genau dort wo und wie es ihnen nötig und möglich erscheint.
Der „Marktplatz für Gute Geschäfte“ bringt Unternehmen und gemeinnützige Organisationen aus einer Stadt für zwei Stunden für eine ungewöhnliche Begegnung zusammen. Wie auf einem Markt treffen hier Angebot und Nachfrage aufeinander und es werden gemeinsame Projekte und der dazugehörige Termin für die Umsetzung vereinbart. Den Formen des Engagements sind dabei keine Grenzen gesetzt, nur Geld ist tabu. Unternehmen lernen so Vereine, Initiativen und Einrichtungen aus ganz unterschiedlichen Handlungsfeldern kennen, die ihnen dort direkt ein passendes Projekt für ein Engagement ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anbieten.
Bei einem „Lokalen Aktionstag für Unternehmen und Gemeinnützige“ werden Kooperationen aktiv angestoßen, mit greifbaren Projekten, die konkrete Erfahrungen und Kontakte vor Ort vermitteln. Bei einem „Lokalen Aktionstag“ wechseln möglichst viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglichst zahlreicher Unternehmen für einen Tag die Seiten und arbeiten in gemeinnützigen Organisationen, öffentlichen Einrichtungen und Initiativen ihrer Stadt mit. Die Projekte, die an diesem Tag durchgeführt werden, sind oft genug Auftakt für weitergehendes Engagement von Unternehmen.
Im Rahmen der „NACHTSCHICHT – 8 Stunden Kompetenz spenden für den guten Zweck“ stellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kleiner, mittelständischer aber auch großer Kreativ- und Beratungs-Firmen sowie Selbständige in einer 8-Stunden-Nachtschicht ihr Wissen pro bono in den Dienst gemeinnütziger Organisationen, denen finanzielle Mittel fehlen. So entstehen zum Beispiel Broschüren und Flyer bis hin zu einer maßgeschneiderten Corporate Identity, kreativen IT-Konzepten und vieles mehr. In der Nachtschicht werden die Aufträge der NPO direkt erledigt, die Ergebnisse können sofort genutzt werden.
Das UPJ Netzwerk für Corporate Citizenship und CSR informiert seit 2016 regelmäßig mit dem Impulsworkshop „Neue Verbindungen schaffen – Unternehmenskooperationen vor Ort initiieren“ über die drei genannten Formate und gibt Hilfestellungen für die ersten Schritte. In zwölf Präsenzveranstaltungen und drei Webinaren konnten bisher nahezu 800 Interessierte erreicht werden. Der nächste Workshop wird am 1. Oktober 2020 in Leipzig stattfinden.
Zusätzlich bietet UPJ für Einrichungen der Engagementförderung und für gemeinnützige Organisationen einen Helpdesk. Per Telefon und E-Mail stehen qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den Austausch und für Kurzberatungen zum Thema Unternehmenskooperation zur Verfügung.
Diese und weitere Angebote von UPJ werden gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Alles Wichtige und Leitfäden, Materialien, Checklisten
https://www.gute-geschaefte.org/
https://www.upj.de/aktionstag
https://www.nachtschicht-berlin.de/
Transfer- und Qualifizierungsangebote
Regionaler Impulsworkshop: 01.10.2020, Leipzig
https://www.upj.de/impulsworkshop
Praxisforum regionaler Mittler: 26.11.2020 (online)
https://www.upj.de/praxisforum
Jahrestagung UPJ-Netzwerk: 21.09.2020 (online)
https://www.upj-jahrestagung.de
Zum Autor
Bodo Wannow ist Projektmanager für Unternehmenskooperationen beim UPJ Netzwerk für Corporate Citizenship und CSR
bodo.wannow@upj.de
https://www.upj.de
[1] Aus dem „Berliner Aufruf zur Vernetzung und Verbreitung von Corporate Citizenship, gesellschaftlicher Verantwortung und sozialen Kooperationen“ der Unternehmen und Mittlerorganisationen im UPJ-Netzwerk – https://bit.ly/2BbGYDv